Dramatischer Waldzustand im Hohen Kellerwald

Auf sehr großes Interesse stieß die 2. Waldbegehung der Grünen Bad Zwesten am 16. Oktober 2020. Auf derselben Strecke wie im vorausgegangenen Winter konnte die Situation des Waldes verglichen werden. Der Jesberger Forstamtsleiter Nassauer erläuterte in einem sehr engagierten Vortrag den Waldzustand und Frau Dr. Gitta Langer ergänzte mit ihrem fundierten Wissen die wahrscheinlichen Ursachen durch Klimaveränderungen, Schwächungen der Bäume, Pilzbefall und anderer Erkrankungen.

Der Zustand des Waldes im Raum Zwesten und Jesberg ist erschreckend. Fichten, die im Winter noch zu sehen waren und zum Teil noch grün waren, sind nun bereits weg. Riesige Polter an geschlagenen Bäumen finden sich fortlaufend entlang der Strecke. Der Holzmarkt ist komplett zusammengebrochen. Es ist davon ausgehen, dass in zwei Jahren sämtliche Fichten aufgrund der langjährigen Trockenheit abgestorben und damit verloren sind. Hauptgrund ist, dass die Bäume nun schon im 3. Jahr der Trockenheit sind und zusätzlich noch zu heiße Tage erleben. Das vertragen selbst die stärksten Buchen nicht und zeigen Schäden, auch ausgelöst durch Pilzerkrankungen. Selbst im nicht-bewirtschafteten Naturschutzgebiet sterben die Buchen langsam aber sicher komplett ab.

Die Aufgaben zur Wiederaufforstung sind auf 15 Jahre zu planen. Zum einen liegen Saatgüter und Jungpflanzen nicht in der Menge und Vielfalt vor, zum zweiten sind die zu bearbeitenden Flächen riesig (350.000ha in Deutschland). Insgesamt bedarf die Aufgabe auch der Planung, welche Baumarten künftigen klimatischen Bedingungen gewachsen sind. Erschreckend war dabei die fast beiläufige Einschätzung, die Temperaturanstiege bis zum Ende des Jahrhunderts lägen bei 4 bis 6 Grad. Einmal mehr zeigte sich, dass die politische Aufgabe des Klimaschutzes weiterhin ganz oben auf die Agenda gehört. Zu diesen Aufgaben zählt auch, dass noch viel mehr Forschung dazu nötig ist wie der Wald der Zukunft aussehen kann und wie der Weg dahin sein kann.

Ein weiteres Problem vor Ort und speziell im Urfftal sind die Jagdreviere und die Vorkommen an Rot- und Rehwild. Die Zahl insbesondere an Hirschen ist stark gewachsen und schadet massiv der Waldverjüngung, wie auch die HNA jüngst berichtet hatte. Schalenverbiss sogar an Buchen ist keine Seltenheit, abgefressene Felder der Landwirte mehr als ein Ärgernis.

Für die Waldinteressenten ist die Lage allerdings besonders dramatisch. Holz ist derzeit kaum abzusetzen, Investitionen und Pflege sind intensiv, die Aufgabe muss auf Dauer staatlich koordiniert und gestützt werden sowie das Personal bei Hessenforst aufgestockt werden. Für die Zukunft müssen alle Waldverantwortlichen sich darauf einstellen, dass selbst mit einer Aufforstung eine Nutzung wie bisher nicht mehr möglich sein könnte und daher brauchen die Waldbesitzer finanzielle Hilfen.

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